Multiperspektivität. Stadtteilerkundungen mit ethnographischen Methoden begleiten.
Eingereicht von: Johanna Menhard


Letztendlich entstehen doch ganz andere Situationen und Konstellationen, als die, die man sich irgendwann zu Beginn ausgemalt hatte, aber das ist ja auch das, was ganz im Sinne dieses Projektes steht: Das Unerwartete suchen und für sich entdecken.
Oft fühlte ich mich wie in einer Gruppe von TouristInnen - Menschen, die einen Ort zum ersten Mal sehen und besonders intensiv erleben (sich dabei aber auch gewissermaßen an den Blicken der anderen orientieren und festhalten) - ein passender Vergleich, um das Fremdmachen und Neuentdecken eines doch bekannten Ortes zu beschreiben, aber kann sich in diesem Setting Multiperspektivität überhaupt entfalten? Ja, doch. Es entstanden rund 280 Fotografien, die alle innerhalb dieses begrenzten Settings aufgenommen wurden, weshalb das unterschiedliche „Schauen-auf" den Ort stärker zum Ausdruck kommen konnte, als vielleicht das Erkunden selbst.
Dieses „kollektive Wahrnehmen" ist es, was mich auch besonders in seiner Unberechenbarkeit irritiert hat - nur minimale Stimmungsschwankungen oder Befindlichkeiten einzelner TeilnehmerInnen konnten den Blick massiv beeinflussen. So dienen die 320 Fotografien zwar als Basis, um den Griesplatz aus unterschiedlichen Blickwinkeln einmal anders wahrzunehmen, doch sind auch diese Blicke, die gesammelt wurden, gelenkt, selektiv, beeinflusst und in gewisser Weise homogenisiert. Aber im Grunde ging es ja auch nur darum, zu sensibilisieren, einen bekannten Platz mittels Kamera sich fremd zu machen, Blicke bewusster zu werfen und innere Bilder dadurch zu überwinden bzw. zu erneuern.
Diese Zusammenstellung kann also nur als Anstoß für weitere Auseinandersetzungen gelten. Die Fotowände sind mittlerweile bestückt und werden in Form temporärer Installationen - die ihren Ort ständig wechseln und sich leerstehende Geschäftsfassaden rund um den Griesplatz zunutze machen - die Fotografien in ihren Entstehungsort wieder einbinden.
Das Highlight:
Das genaue „Schauen" und fremd „Sehen" eines Ortes und seiner Bilder können durchaus einen Anstoß liefern festgesetzte innere Bilder nach und nach durch neue zu ersetzen bzw. zu erweitern.