geldWERKstatt für sicheren Start ins Leben
Land Steiermark und Schuldnerberatung starten Finanzbildungsoffensive
Graz, 10. September 2018
Die Trainerinnen und Trainer der Schuldnerberatung starten im Auftrag des Sozialressorts und des Bildungs- und Jugendressorts des Landes Steiermark mit einem ausgeweiteten Angebot für junge Steirerinnen und Steirer. In dreistündigen Workshops sollen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer das Rüstzeug für einen soliden Start ins eigenständige Finanzleben erwerben. „Schulden sind ein ganz schlechter Start ins Leben. Einen verantwortungsbewussten Umgang mit Geld kann man aber lernen", betont Soziallandesrätin Doris Kampus. „Diese Initiative unterstützt die Schulen dabei, Jugendliche auf ein eigenständiges, selbstbestimmtes und erfolgreiches Leben vorzubereiten", ergänzt Bildungs- und Jugendlandesrätin Ursula Lackner. „Das Angebot richtet sich an Berufsschülerinnen und -schüler, die als Lehrlinge bereits mehr Geld zur Verfügung haben als der Durchschnitt der Altersgruppe", erläutert Julia Strablegg-Muchitsch, Präventionsexpertin der Schuldnerberatung.
Das neue Handy auf Kredit, das erste Auto auf Leasing oder auch die eigene Wohnung samt Kaution und Einrichtung? Laut Expertinnen und Experten der Schuldnerberatung gibt es für Jugendliche eine Reihe von „Schuldenfallen", die den Start in ein eigenständiges Finanzleben mitunter schwierig machen. Deshalb startet die Schuldnerberatung mit dem Projekt geldWERKstatt ein eigenes Präventionsangebot mit dem Fokus auf Berufsschülerinnen und -schüler in der Steiermark. In dreistündigen, interaktiven Workshops geht es um die großen Fragen rund ums Geld - von den rechtlichen Basisinfos über Kredit bis zu versteckten Schulden und natürlich Sparen.
„Für fast alle Jugendlichen ist Geld ein großes Thema. Alle Zahlen zeigen, dass die Grundlage für große finanzielle Probleme schon oft in ganz jungen Jahren entstehen", verweist Soziallandesrätin Doris Kampus auf die „nachhaltige Wirkung" von Schulden: Ein Kredit sei schnell abgeschlossen, die Rückzahlung aber dann eine langfristige Verpflichtung. Kampus: „Wer sich schon früh finanziell übernimmt, startet mit einem schweren Rucksack ins Leben."
„Es ist Aufgabe der Schule, Kinder und Jugendliche so auf die Zukunft vorzubereiten, dass sie ein gutes, selbstbestimmtes Leben führen können. Dazu gehört nicht nur die ,klassische‘ Bildung, sondern viel mehr", betont Bildungs- und Jugendlandesrätin Ursula Lackner. „So ist es auch wichtig, gerade jenen Jugendlichen, die in der Lehre plötzlich ihr eigenes Geld verdienen, dabei zu unterstützen, mit den Finanzen verantwortungsbewusst umzugehen. Dieses Projekt ist den Schulen dabei eine wertvolle Hilfe."
„Über Geld wird zu wenig geredet, auch unter Jugendlichen", schildert Präventionsexpertin Julia Strablegg-Muchitsch ihre Erfahrungen aus den interaktiven Workshops. Ohne starres Konzept geht es in den Workshops darum, einen verantwortungsbewussten Umgang mit dem eigenen Geld zu vermitteln. Themen sind die rechtlichen Grundlagen, aber auch Haushaltsplanung und finanzielle Herausforderungen anhand konkreter Praxisbeispiele. Hinzu kommt, dass Lehrlinge zum Beispiel aus Industriebetrieben bereits über relativ viel Geld verfügen, vor allem, wenn sie noch bei den Eltern wohnen. Strablegg-Muchitsch: „Die Umstellungsphase mit eigener Wohnung und eigenem Auto ist dann mitunter schwierig."
Die Entscheidung, sich auf Lehrlinge zu konzentrieren, leitet sich aus den Zahlen der Schuldnerberatung ab: 87 Prozent der Klientinnen und Klienten haben einen Pflichtschulabschluss oder eine berufsbildende Schule absolviert. „Gescheiterte Selbstständigkeit ist der zweithäufigste Grund für Überschuldung." Die Schuldnerberatung will daher besonders Lehrlinge in Berufen mit saisonbedingter Arbeitslosigkeit, geringem Einkommen und zukünftige Selbstständige in ihrer wirtschaftlichen Handlungsfähigkeit stärken. Auch wird es einen Fortbildungsschwerpunkt für Berufsschullehrerinnen und -lehrer zu den Themen „Umgang mit Geld, Schulden und Schuldenregulierungsverfahren" geben.