Steiermark strebt einen inklusiven Arbeitsmarkt an
Kampus: „In der Behindertenpolitik nehmen wir uns in der Steiermark die besten europäischen Modelle zum Vorbild."
Graz, 25. April 2018

Mehr Beschäftigung für Menschen mit Behinderung ist eines der wichtigsten Ziele in der Behindertenpolitik in der Steiermark. Als Teil einer gemeinsamen Initiativen des Landes Steiermark und der Wirtschaftskammer treffen am Mittwoch 250 Teilnehmerinnen und Teilnehmer am Flughafen Graz-Thalerhof mit europäischen Expertinnen und Experten zu diesem Thema zum Erfahrungs- und Meinungsaustausch zusammen. „Es ist die erste Konferenz in der Steiermark in diesem Rahmen. Ich erwarte mir praktische Anregungen und neue Ideen, die wir gemeinsam mit den Unternehmerinnen und Unternehmern umsetzen können", betont Soziallandesrätin Doris Kampus. Wirtschaftskammer-Präsident Josef Herk erläutert, „dass die Integration von Menschen mit Behinderung ein wichtiges gesellschaftspolitisches Anliegen ist".
Welche sind die erfolgreichsten Modelle in der Europäischen Union, um Menschen mit Behinderungen nachhaltig in den Arbeitsmarkt einzubinden? Welche Gründe sind dafür ausschlaggebend, dass Österreich und die Steiermark hier noch dazu lernen können? Mit diesen zwei zentralen Fragen beschäftigen sich die Gäste der internationalen Konferenz „Potentials@Work", die vom Land Steiermark, der Wirtschaftskammer Steiermark und dem Europäischen Dachverband EASPD ausgerichtet wird. Die Konferenz ist Teil des Sechs-Punkte-Paketes für einen inklusiven Arbeitsmarkt, das auf Initiative von Soziallandesrätin Doris Kampus mit der Wirtschaftskammer vereinbart und in der Landesregierung beschlossen wurde.
„Arbeit ist für alle Menschen wichtig, aber besonders für Menschen mit Behinderung", betont Soziallandesrätin Kampus, die sich von der Konferenz, ihren internationalen Referentinnen und Diskussionen mit Akteurinnen und Akteuren des Behindertenwesens praktische Anregungen für einen inklusiven steirischen Arbeitsmarkt erwartet. „In der Behindertenpolitik nehmen wir uns in der Steiermark die besten europäischen Modelle zum Vorbild." Es sei wichtig, hier Hürden für und in Unternehmen abzubauen. Menschen mit Behinderung, aber auch Unternehmen würden von einem neuen Miteinander profitieren, so Kampus, die auch auf die wissenschaftliche Begleitung durch die Karl Franzens-Universität Graz verweist: „Wir wollen solide Ergebnisse, auf denen wir aufbauen können."
„Die Wirtschaftskammer steht trotz globalisiertem Erfolgsdruck für eine soziale Arbeitswelt und für soziale Verantwortung ein. Auch der Umstand, dass einige Menschen nicht in der Lage sind, die volle Arbeitsleistung zu erbringen, muss Berücksichtigung finden. Dafür benötigen die Unternehmen aber auch selbst Unterstützung", betont Wirtschaftskammerpräsident Josef Herk. Erfreut zeigt sich Herk auch über die Tatsache, dass an der Konferenz mit Ina Riedler eine Unternehmerin teilnehmen wird, die trotz ihres Handicaps den Schritt in die Selbstständigkeit unternommen hat und in Thal bei Graz ein digitales Serviceportal betreibt.
Geschäftsführerin Andrea Seeger von der gemeinnützigen ACCESS GmbH aus Deutschland, die an der Konferenz als einer der Referentinnen teilnimmt, führt aus, dass auch Menschen mit Behinderung und besonderem Unterstützungsbedarf mit der richtigen Unterstützung durch Fachdienste wertvolle Arbeitskräfte in Unternehmen des ersten Arbeitsmarktes sein können. „Der Fachdienst arbeitet nach dem Supported Employment-Ansatz und schafft in einem guten Miteinander zwischen allen Beteiligten reguläre Arbeitsplätze in Betrieben der freien Wirtschaft."
Wichtigster Erfolgsfaktor des Fachdienstes sei, dass Jobcoaches unter Berücksichtigung der betrieblichen Interessen und der Möglichkeiten der Menschen mit Behinderung mit Hilfe der Methode „Jobcreating" nach dem optimalen Einsatzgebiet im Betrieb suchen, schildert Seeger. Auf diese Weise entstehen in der Regel neue Stellenprofile, von denen alle profitieren. Eine weiterführende Berufsbegleitung sorgt für eine hohe Nachhaltigkeit der geschaffenen Arbeitsplätze. Die ACCESS gGmbH wurde 2017 auf der 1. Weltkonferenz „Employment for All" in Belfast für ihr Wirken und ihre Konzepte als bester Serviceprovider in Europa ausgezeichnet.
Luka Jakelja, Mitarbeiter des Studienteams unter der Leitung des Wirtschafts- und Arbeitssoziologen Klaus Kraemer von der Karl Franzens Universität Graz, sieht die Doppelaufgabe der Studie darin, aus den qualitativen Gesprächen mit Unternehmerinnen und Unternehmer nicht nur eine Ist-Analyse der Inklusion am steirischen Arbeitsmarkt anzustellen, sondern aus diesen Resultaten auch Empfehlungen abzuleiten.