„ZUSAMMENreden“ hilft beim Zusammenleben

Politik, Wissenschaft, Pädagogische Hochschule und steirische Volksschulen haben im Projekt „ZUSAMMENreden" neue Perspektiven für den Spracherwerb geschaffen. Denn: Je offener der Sprachenvielfalt begegnet wird, umso gewisser ist es auch, dass Deutsch gut erlernt wird.
„Sprachenfreundliche Räume gestalten" ist das Ziel des Projekts ZUSAMMENreden, an dem im abgelaufenen Jahr insgesamt elf steirische Volksschulen (von Schladming bis Neudau) teilgenommen haben. Was steckt dahinter? „Mir geht's darum, dass wir vom ,entweder - oder‘ wegkommen hin zu einem ,sowohl - als auch‘", stellt Integrationslandesrätin Bettina Vollath klar. Denn: „Deutsch ist natürlich unsere gemeinsame Alltagssprache in der Steiermark, dazu bekennt sich die Landespolitik. Alle anderen Sprachen, die in unserem Land gesprochen werden, sind aber auch wertvoll."
Sprachwissenschaftlerin Barbara Schrammel-Leber von der Uni Graz untermauert diese Haltung: „Unsere sprachliche Biographie spielt immer eine Rolle im Erwerb weiterer Sprachen. Ein gestärktes sprachliches Selbstbewusstsein und eine ausbalancierte sprachliche Identität sind die besten Voraussetzungen für das erfolgreiche Erlernen weiterer Sprachen." Von einem schulischen Umfeld, in dem ganz im Sinne von „ZUSAMMENreden" positiv auf andere Erstsprachen zugegangen wird, profitieren daher alle Kinder beim Spracherwerb - auch Kinder mit der Erstsprache Deutsch. „Die positive Wertschätzung von allen Sprachen ist also ein direkter Beitrag zur Stärkung des sprachlichen Selbstbewusstseins von Kindern und trägt somit positiv zu deren Sprachlernbiographien bei", sagt Schrammel-Leber.
Astrid Kury von der Akademie Graz hat gemeinsam mit dem Projektteam vor Ort für die „sprachenfreundlichen Räume" an den Volksschulen gesorgt: „In Form von Workshops sowohl für die Kinder als auch für die PädagogInnen war an jeder Schule ein Tag lang Mehrsprachigkeit zentrales Thema." Mit teilweise verblüffenden Folgen: Eine der Projektschulen war die Volksschule Neudau aus der Oststeiermark. Direktor Peter Hochwald im Rückblick: „Kinder sind ja prinzipiell vorurteilsfrei, sie hatten großen Spaß bei diesem Projekt. Besonders wichtig war das Projekt für mein PädagogInnen-Team und die Eltern: Es entstand ein neuer Spirit", berichtet Hochwald. „Bestehende Zweifel und Unsicherheiten im schulischen Umgang mit dem Thema Mehrsprachigkeit wurden ausgeräumt, wir wurden bestärkt, unseren pädagogischen Weg weiter zu gehen."
Die Volksschule Neudau und alle weiteren Projektschulen sind damit auf einem Weg, der in Zukunft weiter forciert werden soll. Diesen wichtigen Bereich der nachhaltigen Verankerung übernimmt bei „ZUSAMMENreden" die Pädagogische Hochschule Steiermark. „Ein positiver Umgang mit Heterogenität und Mehrsprachigkeit gehört unabdingbar zum Professionalitätsverständnis eines Pädagogen/einer Pädagogin", betont Rektorin Elgrid Messner. Die Pädagogische Hochschule habe daher bereits vor drei Jahren einen eigenen Fachbereich „Sprachen und Kulturen" eingerichtet und diesen Schwerpunkt in die Aus-, Fort- und Weiterbildung integriert. „Mit der LehrerInnen-Ausbildung neu werden in Zukunft alle PädagogInnen Kompetenzen zum Umgang mit Mehrsprachigkeit erwerben", so Messner.
Nachhaltiges Ergebnis aus „ZUSAMMENreden" ist der Ratgeber „Sprachenfreundliche Räume gestalten", der ab sofort allen steirischen Volksschulen zur Verfügung steht.